Immer wieder berichten Medien davon, wie durch Terroranschläge unschuldige Menschen getötet werden, gerade lese ich davon, dass Attentäter in Nigeria fast 50 Schüler ermordet hätten. Obwohl die Presse immer wieder versucht, auch hierzulande die Angst vor Terroranschlägen zu schüren, weil es sich wahrscheinlich verkaufsfördernd auf die Nachrichten auswirkt, so habe ich Angst vor einer ganz anderen Entwicklung hierzulande.
Da wo anderen Schülern im Ausland der Tod droht, haben wir in Deutschland mit einem Terror der anderen Sorte zu kämpfen: nämlich den immer weiter steigenden Anforderungen an jeden Schüler und Studenten, gepaart mit strengeren Leistungsdruck, Perspektivlosigkeit und der Frage, wofür man sich eigentlich anstrengt. Kommt dann noch dazu, dass arbeitsunwillige oder Menschen, die die studentische Laufbahn nicht bestehen, von der Gesellschaft negativ beurteilt werden, so gleicht dies doch nahezu den Terroranschlägen aus dem Ausland.
Nachdem ich mit vielen Studenten gesprochen habe, habe ich festgestellt, dass fast in jedem Studiengang die gleichen Bedingungen herrschen: da sie sich nicht den Vorwurf der Nachlässigkeit gefallen lassen wollen, schließen sich Universitäten und Kultusministerien immer wieder zusammen, um die Anforderungen des Lehrstoffes nicht nur zu steigern, sondern auch zu verlangen, dass sie in immer kürzerer Zeit abgehandelt werden. Einzig und allein der Studiengang der Rechtswissenschaften ist davon bislang kaum betroffen, studiere ich zum Beispiel Arbeitsrecht in Aschaffenburg, so ist das Staatsexamen hier noch genauso gestaltet wie überall anders in Deutschland: und das auch schon seit Jahren.
Natürlich will ich damit nicht sagen, angehende Juristen hätten es im Studium leichter als zum Beispiel ein Student der Ingenieurswissenschaften. Gerade von Studenten der Rechtswissenschaften höre ich immer wieder von schweren Studienbedingungen, die das Studium von Arbeitsrecht, Baurecht, Strafrecht oder anderen Rechtsgebieten unermesslich schwer machen. So ist es angeblich zum Beispiel eine gängige Praxis, von den Studenten Hausarbeiten zu verlangen, die man zwar bestehen kann, die aber ungültig werden, wenn man nicht zuvor oder direkt im Anschluss auch weitere schriftliche Arbeiten besteht.
Sie haben richtig gehört: es ist egal, ob ich meine Hausarbeit mit einer 1,0 bestehe oder nicht, ich muss die Arbeit erneut schreiben, wenn ich nicht im nachfolgenden Semester die jeweilige „große Übung“ zum Beispiel im Zivilrecht bestehe. Was soll dieser Unsinn? Wenn ich bewiesen habe, dass ich die jeweilige Stoffanforderung bestanden habe, ist es nicht fair von mir zu verlangen, dass sich im Zweifelsfall die Übung immer wieder zu wiederholen habe und damit die Möglichkeit schaffe, früher oder später auf das Themengebiet zu stoßen, mit dem ich mehr Schwierigkeiten habe als mit den zuvor wodurch ich vielleicht auch noch die Hausarbeit nicht bestehen.
Egal ob als Student der arbeitsrechtlichen Vorgehensweise oder der Ingenieurswissenschaften, ich muss mir auf jeden Fall im klaren sein, dass der Leistungsdruck auch in Zukunft steigen wird und ich eine Perspektive für mich finden muss, die mich jeden Tag aufs Neue motiviert mich den schwierigen Anforderungen des Lebens in Deutschland zu stellen.